Die Wahrheit stirbt zuerst – Wie Lügen unsere Menschlichkeit verdrängen

Stell dir vor, du lebst in einem Land mit den alltäglichen Herausforderungen: Rechnungen zahlen, arbeiten gehen, Geld verdienen. Doch von einem Tag auf den anderen ändert sich alles – dein Nachbarland startet einen militärischen Angriff. Dein Land befindet sich im Ausnahmezustand, kämpft ums Überleben und ist auf die Unterstützung verbündeter Nationen angewiesen.
Doch plötzlich ändert sich die Regierung eines dieser Länder. Der neue Regierungschef lädt deinen Präsidenten zu Gesprächen ein – nur um ihn vor laufender Kamera bloßzustellen und ihm die Schuld am Krieg zuzuschieben. Genau das ist kürzlich geschehen. Von Menschlichkeit keine Spur.

Wie die Wahrheit in den Hintergrund rückt


Dieser Vorfall zeigt, wie Fakten verdreht werden. Russland hat die Ukraine angegriffen – das ist die unbestreitbare Wahrheit. Doch in einer Welt, in der Meinungen oft mehr zählen als Fakten, werden neue Narrative erschaffen, die den eigentlichen Aggressor entlasten.

Auf dem Bild zum Thema Menschlichkeit ist sind zwei Hände zu sehen die in Ihren Händen ein Papierherz mit Regenbogenfarben halten

Bereits während der Corona-Pandemie zeichnete sich ab, dass viele Menschen nicht mehr an objektiven Fakten interessiert sind. Sie suchen stattdessen nach alternativen „Wahrheiten“, die besser in ihr Weltbild passen.
Im Fall des Ukraine-Kriegs wird behauptet, Russland betreibe eine „Entnazifizierung“ – eine These, die mehrfach widerlegt wurde.
Selbst wenn es Putins Ziel wäre, nationalistische Gruppierungen in der Ukraine zu bekämpfen, rechtfertigt das nicht die massiven Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die Zerstörung eines ganzen Landes. Menschlichkeit bleibt dabei auf der Strecke.

Verschwörungstheorien boomen

Die Verbreitung von Verschwörungserzählungen hat in den letzten Jahren einen neuen Höhepunkt erreicht. Themen wie Flacherde oder Chemtrails, die eigentlich längst widerlegt sind, finden weiterhin Anhänger.
Das Internet und soziale Medien haben diesen Prozess beschleunigt. Algorithmen befeuern gezielt Inhalte, die Empörung und Angst schüren. Einmal in den Strudel von Fake News geraten, ist es schwer, wieder herauszukommen. Besonders gefährlich ist, dass viele dieser Theorien auf Antisemitismus, Rassismus oder allgemeiner Menschenfeindlichkeit basieren. Damit sind wir wieder beim Kernproblem: dem Verlust von Menschlichkeit.

Kaum noch Menschlichkeit im Jahr 2025

Ein Blick auf die Bundestagswahl 2025 zeigt, wie gespalten die Gesellschaft ist. Mehr als 40 % der Wähler entscheiden sich für Parteien, die einen rechten Politikstil verfolgen (AfD, CDU, CSU). Dabei steht immer häufiger die Migrationspolitik im Fokus.
Ja, es gab in den vergangenen Wochen schreckliche Taten. Aber anstatt einzelne Extremisten zur Verantwortung zu ziehen, wird eine ganze Bevölkerungsgruppe pauschal verurteilt. Dies führt zu einer Eskalation der Vorurteile und einer steigenden Akzeptanz von rassistischen Ideologien. Ein Beispiel dafür ist die emotionale Rede eines Mädchens in Aschaffenburg, die deutlich machte, wie belastend diese Debatte für Menschen mit Migrationshintergrund ist. Doch anstatt, dass diese Worte ins Gewissen reden, verhärten sich die Fronten nur weiter.

Amerika als Vorbild für Spaltung und Hetze

Diese Entwicklung kommt nicht aus dem Nichts. In den USA zeigt sich schon länger, wie Hass und Desinformation in die Politik einfließen. Gerade im letzten Wahlkampf wurde massiv Stimmung gegen Minderheiten gemacht, insbesondere gegen trans Menschen. Argumente wie „Unsere Kinder werden zu Transmenschen gemacht“ wurden als Angstkampagne genutzt – eine absurde Behauptung, die wissenschaftlich nicht haltbar ist.
Ähnliches sahen wir in den 1980er- und 1990er-Jahren, als immer mehr Menschen sich als homosexuell outeten. Damals wurde ebenfalls Panik verbreitet – doch die Zeit hat gezeigt, dass niemand „umgedreht“ wurde. Heute wiederholt sich die Geschichte, diesmal mit einer neuen Zielgruppe.

Angst als politisches Werkzeug

Die Mechanismen hinter dieser Entwicklung sind immer die gleichen: Falschinformationen über Minderheiten werden genutzt, um Angst zu schüren. Dabei geht es nie wirklich um den Schutz von Kindern oder gesellschaftlichen Werten. Es geht um die Unsicherheit derjenigen, die diese Lügen verbreiten. Wer Angst hat, dass sein Kind homosexuell oder trans wird, denkt nicht an das Wohl des Kindes, sondern an die eigene Komfortzone.
Doch Eltern sollten ihre Kinder bedingungslos lieben. Menschlichkeit bedeutet, andere Menschen zu respektieren – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Identität.

Was meine Beobachtungen der letzten Jahre zeigen

Rechte Politiker nutzen gezielt Desinformation, um mit Angst an die Macht zu kommen. Ihre Strategie funktioniert – weltweit gibt es einen starken Rechtsruck. In Deutschland zeigt sich das besonders deutlich: Die AfD, vom Verfassungsschutz teilweise als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft, gewinnt zunehmend an Einfluss.
Ein Beispiel: Björn Höcke darf offiziell als Nazi bezeichnet werden, so ein Gerichtsurteil. Dennoch bleibt seine Partei stabil bei 20 % Zustimmung. Warum? Weil viele Wählende ihre persönlichen Ängste und Unsicherheiten wichtiger nehmen als den Erhalt einer offenen Gesellschaft. Sie nehmen es billigend in Kauf, dass Politiker mit fragwürdigen Ansichten immer mehr Einfluss gewinnen.

Was die Menschheit jetzt braucht

Wir brauchen eine faktenbasierte Gesellschaft, die sich nicht von Lügen und Manipulationen leiten lässt. Selbst wenn die Wahrheit manchmal unbequem ist, ist sie der einzige Weg zu echter Menschlichkeit.
Wir dürfen uns nicht von Angst leiten lassen. Ja, es gibt Menschen mit schlechten Absichten, aber sie sind nicht die Mehrheit. Menschlichkeit bedeutet, sich nicht von Hass instrumentalisieren zu lassen. Wenn wir zulassen, dass Angst unsere Gesellschaft lenkt, haben diejenigen gewonnen, die sie verbreiten.

Lasst uns das nicht zulassen.