Rechte Snowflakes und „woker“ Käse

Vor Kurzem startete Milram eine Werbekampagne und stattete seinen Käseaufschnitt mit neuen Designs aus. Für einen kurzen Zeitraum bekommen junge Künstler die Chance, sich auf der Verpackung zu verewigen. Wie es der aktuelle Zeitgeist leider so will, kam diese Aktion beim rechten Teil der Bevölkerung gar nicht gut an. Käse-Karl und Bratwurst-Bert bekamen Schnappatmung, als sie das neue Design sahen, und witterten prompt eine neue „woke“ Verschwörung.
Auf Social Media wurde diese Empörung genüsslich breitgetreten und schlug eine Welle, die durch sämtliche Medien ging. Für mich der perfekte Anlass, diesem sehr empfindlichen Teil der Gesellschaft einmal auf den Zahn zu fühlen. Schnapp dir am besten ein veganes Schnitzel oder eine Hafermilch, denn es wird wild.

Der Ruf nach Meinungsfreiheit

Beginnen wir mit dem wunderbaren Begriff der Meinungsfreiheit, auf den sich genau diese Menschen so gerne berufen. Die politische Rechte nutzt die Meinungsfreiheit oft als Schutzschild zur Legitimierung der eigenen Intoleranz. In Bezug auf die Käseverpackung sieht das dann so aus: Sie sehen ihre Meinungsfreiheit in Gefahr, weil ihnen ein Bild der Diversität „aufgezwungen“ wird – vermeintlich „von denen da oben“.

Auf dem Bild zu meinen Beitrag über die Milram Debatte, bin ich zu sehen mit einem Stück Käse in der Hand. Das ganze in einem Comic Stil.

Dass Milram ein Unternehmen in der freien Marktwirtschaft ist, das eigenständig handelt, ist dabei scheinbar nicht relevant.
Fakt ist: Deutschland ist ein multikulturelles Land, und das nicht erst seit gestern. Ist es also nicht eher ein Ausdruck von unternehmerischer Freiheit, eine solche Aktion zu starten? Und ist es nicht zutiefst widersprüchlich, wenn eben jene, die Toleranz für ihre Meinung fordern, anderen das Maul verbieten wollen, nur weil es nicht in ihr Weltbild passt?

Parallele 1: Die Gender-Sprache

Ein weiteres Beispiel ist die Debatte um die gendergerechte Sprache. Jahrelang wurde von rechts argumentiert, dass diese neue Art der Sprache „einem aufgezwungen“ werde. Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit wurde eine Empörungswelle losgetreten, die so stark war, dass die bayerische Regierung schließlich ein bayernweites Genderverbot einführte. Absurderweise hat gerade die CSU maßgeblich dazu beigetragen, das Thema überhaupt erst so heißzukochen, um sich dann als Retter aufzuspielen. Ein klassisches Manöver: Erst ein Feindbild schaffen, um es dann zu bekämpfen.

Parallele 2: Schnappatmung bei veganen Produkten

Die Debatte um den Käse ist nichts Neues. Alles, was anders ist und nicht ins eigene kleine, intolerante Weltbild passt, wird bekämpft. Das lässt sich seit Jahren bei veganen Produkten beobachten. Während die Alternativen im Supermarkt immer mehr werden, werden auch die Gegenstimmen lauter. Besonders kreativ sind die Gegner bei der Frage, wie die Produkte denn heißen dürfen. Ein „veganes Schnitzel“ sei kein Schnitzel, denn ein Schnitzel müsse aus Fleisch sein. Dieselben Diskussionen werden unter jedem Social-Media-Post geführt, immer und immer wieder. Hier sind es nicht Veganer, die aktiv Sprache verbieten, sondern Fleischesser, die empört sind, wenn jemand von „Hafermilch“ spricht. Über „Scheuermilch“ regt sich komischerweise niemand auf. Das zeigt, wie absurd und krampfhaft die Argumente gesucht werden.

Fazit: Wer sind hier die echten „Snowflakes“?

Es geht bei all dem um Intoleranz in Verbindung mit einem verdrehten Verständnis von Meinungsfreiheit. Meinungsfreiheit bedeutet, seine Meinung zu äußern – aber sie hat ihre Grenzen dort, wo die Freiheit und Würde anderer beschädigt werden.
Was die Käse-Aktion also vor allem zeigt, ist, wie unglaublich sensibel und leicht reizbar diese Menschen sind, die sich sonst als harte Verteidiger des Abendlandes inszenieren. Kleinigkeiten bringen sie zur Weißglut. Sie predigen Meinungsfreiheit, aber meinen nur ihre eigene. Sie fordern Toleranz, aber nur für sich selbst. Sobald etwas nicht in ihr Weltbild passt, entlarven sie sich selbst als genau das, was sie anderen vorwerfen: als fragile „Snowflakes“, die mit einer vielfältigen Realität nicht klarkommen.