IRONHEART und das Problem neuer Marvel Figuren

Die neue Marvel-Serie IRONHEART wurde überraschend mit einem Trailer für Ende Juni angekündigt. Doch die Reaktionen fielen gemischt aus – neben sachlicher Kritik finden sich in den Kommentaren erneut menschenfeindliche und rassistische Aussagen. Es zeigt sich ein altes Muster: Neue Marvel-Held:innen haben es seit Endgame schwer, Akzeptanz beim Publikum zu finden – obwohl ihre Comicvorlagen oft erfolgreich waren.

Was ist bei IRONHEART los?

In den Comics tritt Riri Williams das Erbe von Iron Man an. Noch zu Lebzeiten wählt Tony Stark sie als seine Nachfolgerin und unterstützt sie als KI in ihrem Anzug. Im MCU hatte Riri ihren ersten Auftritt in Black Panther: Wakanda Forever – ein eher unglücklich platzierter Cameo, der wenig Raum ließ, ihre Figur wirklich zu etablieren.

Im Beitrag zu IRONHEART ist ein stählernes Herz zu sen da umgeben ist von elektronischen Leitungen. Allles ist in einem Blau gehalten. Neben dem Herz ist ein rotes Fragezeichen.

Nun folgt ihre eigene Serie, doch die Kritik ist laut – und nicht immer fair. Viele werfen IRONHEART einen sogenannten „Genderswap“ vor oder reduzieren die Figur auf eine „schwarze, weibliche Version von Iron Man“. Rassistische und sexistische Kommentare dominieren leider Teile der Diskussion. Dabei wird oft ignoriert, dass es mit War Machine längst einen anderen Helden im Iron-Man-Anzug gibt – ohne dass sich je jemand groß daran störte.

Keine neue Kritik

Schon bei früheren Marvel-Charakteren wie She-Hulk wurde deutlich: Weibliche Heldinnen stehen unter besonders scharfer Beobachtung. She-Hulk wurde als Hulk-Abklatsch bezeichnet, ihr Humor mit Deadpool verglichen – obwohl das Durchbrechen der vierten Wand in ihren Comics lange vor Deadpools Popularität ein Stilmittel war.
Der wahre Aufreger bei She-Hulk war für viele jedoch, dass die Serie feministische Themen offen ansprach. Das traf einen Nerv – vor allem bei einem männlich dominierten Teil des Publikums. Da hat die Serie wohl einen Nerv getroffen. Upsi.

Das eigentliche Problem liegt tiefer

Viele dieser Reaktionen spiegeln ein generelles Problem: Der Widerstand gegen Diversität und Veränderung in der Popkultur. Es ist auffällig, wie oft neue Heldinnen – vor allem nicht-weiße – mit besonders harscher Ablehnung konfrontiert werden. Das ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein strukturelles Problem im MCU selbst.
Denn Marvel macht es den neuen Figuren oft unnötig schwer. Statt sie organisch einzuführen, fehlen ihnen oft sinnvolle Bezüge zu bestehenden Charakteren oder ihrer Comic-Herkunft. IRONHEART hätte stark profitieren können, wenn man Tony Stark als KI-Version an ihrer Seite eingebaut hätte – ganz wie im Comic. So hätte man Riri Williams wachsen lassen können, ohne sie mit überzogenen Erwartungen zu überfrachten.

Ms. Marvel: Ein gutes Beispiel – schlecht umgesetzt

Als großer Fan der Ms. Marvel-Comics hatte ich hohe Erwartungen an Kamala Khans MCU-Debüt. Doch leider wurden wichtige Aspekte ihrer Comicfigur nicht übernommen – insbesondere ihre Kräfte. Statt ihrer metamorphose Fähigkeiten erhielt Kamala ein mystisches Armband, das ihr Energieformen erschafft – ähnlich wie bei Green Lantern. Dadurch ging viel von ihrer ursprünglichen Charakterentwicklung verloren – etwa der charmante Umgang mit den körperlichen Veränderungen, die sie im Teenageralter plötzlich durchmacht.
Die neue Version wirkt zwar optisch spektakulärer, verliert aber die emotionale Tiefe der Vorlage. Trotz der starken Performance der Schauspielerin bleibt eine Figur zurück, die zwar visuell passt, aber nicht vollständig mit dem Comic-Original resoniert.

Mein Fazit

Das MCU hat ein Problem: Es gelingt nicht, neue Figuren sinnvoll einzuführen. Viele Held:innen werden in den Schatten ihrer Vorgänger gestellt, und ihre Geschichten verlieren an Tiefe, wenn entscheidende Elemente der Comic-Vorlage ignoriert werden. Gleichzeitig schlägt ihnen eine Welle von Hass entgegen – oft motiviert durch Rassismus und Frauenfeindlichkeit.
Dabei zeigt She-Hulk: Es kann gelingen. Mit klarer Zielgruppe und starker eigener Stimme. Doch Marvel muss den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen – auch wenn das bedeutet, dass man nicht allen gefallen kann. Entscheidend ist, dass die neuen Figuren ihre eigene Identität behalten – und ihre Geschichten mit Respekt und Liebe zum Original erzählt werden.
Und wir als Publikum? Sollten uns fragen, warum uns Vielfalt und Veränderung so oft stören – und ob das Problem nicht manchmal bei uns selbst liegt.

Video von Alex Boom:

Hier gehts zum Trailer: