Zwischen Anspruch und Enttäuschung – Wie kritisch darf Popkultur sein?

Die achte Season von Diablo 4 läuft nun seit einigen Wochen – und erneut wird die Kritik in der Community laut. Dabei macht die Season durchaus Spaß, doch vielen fehlt nach wie vor die Tiefe im Endgame. Ein Phänomen, das sich nicht nur auf Blizzard beschränkt. Auch andere Games, Filme und Serien haben mit zunehmender Kritik zu kämpfen. Das wirft für mich die Frage auf: Sind wir Nerds zu anspruchsvoll geworden?

Popkultur Kritik am Beispiel von Diablo 4

Gerade bei Diablo 4 wird deutlich, wie hoch die Erwartungen mittlerweile sind. Blizzard hat sich über Jahrzehnte hinweg einen starken Ruf aufgebaut – der allerdings durch unfertige Spiele und gebrochene Versprechen zunehmend Risse bekommen hat. Die Folge: Die Fans reagieren deutlich sensibler.
Schon zum Release stand Diablo 4 stark in der Kritik, insbesondere das Endgame wurde bemängelt. Trotz zahlreicher Updates bleibt dieser Kritikpunkt bestehen. Doch Fakt ist: Viele Spielerinnen und Spieler haben mehrere Hundert Stunden in das Spiel investiert – seit Release vor 2 Jahren. Und das bei einem einmaligen Kaufpreis und kostenlosem Nachschub an Content. Im Vergleich zu anderen Blizzard-Spielen wie World of Warcraft, bei dem ein monatliches Abo nötig ist, wirkt die Kritik an Diablo 4 überzogen.

Auf dem Bild zu Popkultur-Kritik sind mehrere Personen aus der Popkultur zu sehen. Ein Gamer, Superheldin, Bücher leser und eine Nachdenkliche Person.

Filme und Serien – Die Messlatte ist hoch

Auch in der Film- und Serienwelt ist die Popkultur Kritik lauter denn je. Besonders deutlich wird das am Beispiel des Marvel Cinematic Universe. Nach den Erfolgen von Infinity War und Endgame konnten viele neue Werke nicht mehr mithalten – zumindest nicht auf dem Papier. Doch muss wirklich jede Serie das Niveau eines Blockbusters erreichen?
Serien wie Hawkeye sind solide, gut gespielt und unterhaltsam – und dennoch wurden sie von vielen Fans kaum beachtet oder direkt abgewertet. Es scheint, als wäre das Publikum inzwischen verwöhnt und erwartet konstant ein Spektakel. Ein bodenständiger Ansatz, wie ihn Hawkeye verfolgt, wird kaum noch gewürdigt. Außerdem kann eine Serie oder ein Film nie den Anspruch haben, jeder oder jedem zu gefallen.

Farbschnitt als Muss – Kritik in der Bücher-Bubble

Auch im Literaturbereich macht sich eine ähnliche Entwicklung bemerkbar. Der Farbschnitt hat sich in den letzten Jahren zum festen Kaufargument für viele Leserinnen und Leser entwickelt. Optisch ansprechend, ja – aber für viele offenbar mittlerweile ein Muss. Laut Aussagen von Sonja Storz (dtv Verlag) kommen Bücher ohne Farbschnitt kaum noch in die Verkaufscharts.
Das erzeugt zusätzlichen Druck – insbesondere für kleinere Verlage oder Selfpublisher. Wer keinen Farbschnitt bietet, hat es schwer. Dabei sagt die Optik nichts über die Qualität des Inhalts aus. Auch hier frage ich mich: Ist unsere Erwartungshaltung noch im Verhältnis?

Mein Fazit: Anspruch ist gut – aber wo ist die Balance?

Kritik ist wichtig. Sie hilft Entwickelnde, Autoren und Studios, ihre Werke weiterzuentwickeln. Aber wenn der Anspruch zu hoch wird, besteht die Gefahr, dass kreative Projekte unter der Last kollabieren.
Im Fall von Diablo 4 finde ich viele Vorwürfe nicht gerechtfertigt. Wer über 100 Stunden Spaß mit einem Spiel hatte, das ohne Abo-Modell funktioniert, sollte auch anerkennen, was das Spiel bietet. Negative Reviews auf Steam wegen einzelner Änderungen? Das ist unverhältnismäßig – und kann dem Spiel langfristig schaden. Path of Exile 2 ist da ein warnendes Beispiel.
In einer Zeit, in der täglich neue Filme, Serien, Spiele und Bücher erscheinen, konsumieren wir schneller, als wir verarbeiten können. Popkultur Kritik ist gut – solange sie konstruktiv bleibt. Vielleicht wäre es an der Zeit, unsere Ansprüche wieder etwas realistischer zu gestalten und mehr zu genießen, was wir haben, statt ständig nach dem nächsten großen Wurf zu verlangen.

Hier mein Beitrag über toxische Fandoms:

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